Bluttat in Tessin: Obduktion der Toten offenbart extreme Brutalität
Schlechte Stimmung in Deutschlands Osten
Sehnsucht nach der „guten alten“ DDR und ausländerfeindliche Tendenzen
Von Karsten Röhrbein
Berlin/Hannover. Die Stimmung in Ostdeutschland ist auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Nach dem gestern veröffentlichten „Sozialreport 2006“ des Wohlfahrtsverbands Volkssolidarität sind von 885 Befragten nur 39 Prozent mit ihrem Leben zufrieden. Im Jahr 2000 waren es noch 59 Prozent.
Innerhalb der vergangenen 15 Jahre haben die Zukunftsäng- ste der Ostdeutschen dramatisch zugenommen: Im Jahr 2000 hätten 42 Prozent der Befragten optimistisch in die Zukunft geblickt, im Juni 2006 seien es weniger als 20 Prozent gewesen, heißt es in der Studie, die vom Sozialwissenschaft- lichen Forschungszentrum Berlin-Brandenburg erstellt wurde.
Besonders bei den über 50-Jährigen sei die Zufriedenheit seit 1999 stetig zurückgegangen, betonte der Präsident der Volkssolidarität, Gunnar Winkler, bei der Präsentation in Berlin. Bei den Rentnern ging sie im Vergleich zum Vorjahr von 65 auf 49 Prozent zurück – so stark wie in keiner anderen Gruppe. Als Gründe nannte Winkler sinkende Rentenbezüge, Folgen der
Sozialreformen und Arbeitslosigkeit in der Familie: „Der Umbau des Sozialstaats wird in Ostdeutschland als Angriff auf den Lebensstandard gewertet.“
Entsprechend skeptisch sehen die Befragten die Arbeit des Parlaments: 62 Prozent gaben an, wenig oder kein Vertrauen in die Arbeit der Volksvertreter zu haben, nur fünf Prozent brachten dem Bundestag viel Vertrauen entgegen.
Alarmierend hoch ist nach Ansicht Winklers die Zustimmung gegenüber rechtem Gedankengut: Fünf Prozent gaben an, mit rechtsextremen Parteien zu sympathisieren, 27 Prozent seien unentschieden. Nicht nur gewaltbereite, gering qualifizierte junge Menschen hingen rechtsextremen und ausländer- feindlichen Ideen an, sondern Menschen aller Altersgruppen. So glaubten 74 Prozent der Ostdeutschen, dass es zu viele Ausländer in Deutschland gebe. Diese Auffassung vertreten Arbeitslose (56 Prozent) in weit höherem Maße als Erwerbstätige (41 Prozent). 14 Prozent der Befragten
befürworteten eine Einheitspartei „voll“, 17 Prozent „überwiegend“.
„Rechtsextremistisches Gedankengut ist wesentlich mehr verbreitet als von der Öffentlichkeit wahrgenommen“, warnt der Präsident der Volkssolidarität.
Als „richtige Bundesbürger“ fühlt sich laut „Sozialreport“ nur ein Viertel der Befragten. Auf die Aussage „Ich möchte am liebsten die DDR wiederhaben“ antworteten 15 Prozent mit „Ja“ – darunter in erster Linie Arbeitslose und unter 25-Jährige. Die Sozialforscher werten dies allerdings nicht als
politische Aussage. Sie sehen darin den Wunsch nach Arbeit und selbst verdientem Geld.
Quelle: HAZ 17.01.07
Schlechte Stimmung in Deutschlands Osten
Sehnsucht nach der „guten alten“ DDR und ausländerfeindliche Tendenzen
Von Karsten Röhrbein
Berlin/Hannover. Die Stimmung in Ostdeutschland ist auf einem neuen
Tiefpunkt angelangt. Nach dem gestern veröffentlichten „Sozialreport 2006“
des Wohlfahrtsverbands Volkssolidarität sind von 885 Befragten nur 39
Prozent mit ihrem Leben zufrieden. Im Jahr 2000 waren es noch 59 Prozent.
Innerhalb der vergangenen 15 Jahre haben die Zukunftsängste der Ostdeutschen
dramatisch zugenommen: Im Jahr 2000 hätten 42 Prozent der Befragten
optimistisch in die Zukunft geblickt, im Juni 2006 seien es weniger als 20
Prozent gewesen, heißt es in der Studie, die vom Sozialwissenschaftlichen
Forschungszentrum Berlin-Brandenburg erstellt wurde.
Besonders bei den über 50-Jährigen sei die Zufriedenheit seit 1999 stetig
zurückgegangen, betonte der Präsident der Volkssolidarität, Gunnar Winkler,
bei der Präsentation in Berlin. Bei den Rentnern ging sie im Vergleich zum
Vorjahr von 65 auf 49 Prozent zurück – so stark wie in keiner anderen
Gruppe. Als Gründe nannte Winkler sinkende Rentenbezüge, Folgen der
Sozialreformen und Arbeitslosigkeit in der Familie: „Der Umbau des
Sozialstaats wird in Ostdeutschland als Angriff auf den Lebensstandard
gewertet.“
Entsprechend skeptisch sehen die Befragten die Arbeit des Parlaments: 62
Prozent gaben an, wenig oder kein Vertrauen in die Arbeit der Volksvertreter
zu haben, nur fünf Prozent brachten dem Bundestag viel Vertrauen entgegen.
Alarmierend hoch ist nach Ansicht Winklers die Zustimmung gegenüber rechtem
Gedankengut: Fünf Prozent gaben an, mit rechtsextremen Parteien zu
sympathisieren, 27 Prozent seien unentschieden. Nicht nur gewaltbereite,
gering qualifizierte junge Menschen hingen rechtsextremen und
ausländerfeindlichen Ideen an, sondern Menschen aller Altersgruppen. So
glaubten 74 Prozent der Ostdeutschen, dass es zu viele Ausländer in
Deutschland gebe. Diese Auffassung vertreten Arbeitslose (56 Prozent) in
weit höherem Maße als Erwerbstätige (41 Prozent). 14 Prozent der Befragten
befürworteten eine Einheitspartei „voll“, 17 Prozent „überwiegend“.
„Rechtsextremistisches Gedankengut ist wesentlich mehr verbreitet als von
der Öffentlichkeit wahrgenommen“, warnt der Präsident der Volkssolidarität.
Als „richtige Bundesbürger“ fühlt sich laut „Sozialreport“ nur ein Viertel
der Befragten. Auf die Aussage „Ich möchte am liebsten die DDR wiederhaben“
antworteten 15 Prozent mit „Ja“ – darunter in erster Linie Arbeitslose und
unter 25-Jährige. Die Sozialforscher werten dies allerdings nicht als
politische Aussage. Sie sehen darin den Wunsch nach Arbeit und selbst
verdientem Geld.
Quelle: HAZ 17.01.07