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"Die Zeit" und "Guardian" schwimmen erfolgreich gegen den Strom
Zeitungskongress: Konzepte die aus der Masse hervorstechen haben Zukunft
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Wien (pte/16.05.2006/10:05) - Zeitungen kämpfen heutzutage gegen sinkende Verkaufszahlen und mangelndes Leserinteresse. Verleger und Redakteure sind sich klar darüber, dass dieser Entwicklung nur mit innovativen Konzepten gegengesteuert werden kann. Beim European Newspaper Congress treffen sich derzeit in Wien Zeitungsmacher aus ganz Europa um Ideen auszutauschen. Im Rahmen des Kongresses wurden auch Awards für vorbildliches Zeitungsdesign vergeben. Die Gewinner und Chefredakteure der besten europäischen Zeitungen präsentierten ihre Ideen, an denen sich auch andere Printmedien orientieren können. pressetext war vor Ort und berichtet über erfolgreiche Experimente am Europäischen Zeitungsmarkt.
Der Guardian, Gewinner der Kategorie "Beste Zeitung überregional", konnte die Jury mit seiner gelungenen Umgestaltung überzeugen. Chefredakteur Alan Rusbridger traf die richtige Entscheidung, als er sich dem allgemeinen Trend zum Kleinformat widersetzte und auf das Berliner Format (31,5 x 47cm) wechselte. Die britischen Printmedien reagierten auf die immer stärker werdende Konkurrenz von Internet und Gratiszeitungen, indem sie ihr Format auf Tabloid (wie die Kronen Zeitung) verkleinerten. Das führte zu der Situation, dass sich sechs Kleinformate am Markt gegeneinander behaupten mussten. Anstatt wie bei Tabloids üblich, Titelseiten mit riesigen Überschriften, einem die Seite vereinnahmenden Bild und monothematisch zu gestalten, orientierte Rusbridger sich am Internet: "Junge Leser sind im Internet auch nicht mit schreienden Überschriften konfrontiert. Wenn sie damit im Internet fertig werden, können sie das auch in Printmedien. Wir wollten es schlicht halten und auf übertriebenes Drama verzichten." Dezentere Überschriften, eine Themenauswahl auf der Titelseite, neue Schriftarten und sparsam aber effektiv eingesetzte Farbtupfer waren die Folge.
Auch "Die Zeit" verweigert sich äußerst erfolgreich dem Kleinformat. Sie blieb dem Großformat treu und konnte trotzdem Leser dazugewinnen. Ein Wechsel zum Tabloid würde seine Leser eher vertreiben, erklärt Chefredakteur Giovanni di Lorenzo: "Mit einem Wechsel zum Kleinformat würden wir ein falsches Signal geben. Unsere Leser könnten das als Boulevardisierung missinterpretieren. Marktforschungen haben ergeben, dass große Formate seriöser wirken." Trotzdem hat das traditionsreiche, liberale Wochenblatt in einem "langen, schmerzhaften Prozess", wie di Lorenzo meint, Neuerungen eingeführt. Das Wichtigste sei dabei, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen und Änderungen entschieden genug durchzuführen, um neue Leser zu gewinnen, aber auch sensibel, um alte nicht zu verlieren. "Wir verweigern den Zeitgeist und muten unseren Lesern lange Texte, komplexe Themen und widersprüchliche Meinungen zu", erklärt di Lorenzo. Trotzdem könne es sich heutzutage kein Journalist mehr leisten, eine Zeitung zu machen die nur ihm selbst gefällt.
Einen anderen Weg geht die österreichische Kleine Zeitung, die als beste Regionalzeitung geehrt wurde. Seit ihrem ersten Erscheinen ist sie im Kleinformat, der Titel bezieht sich jedoch auf weder auf das Format, noch auf defizitäres Selbstwertgefühl, wie Chefredakteur Hubert Patterer versichert: "Es ist ein soziologischer Kampfbegriff. Früher waren Zeitungen der Bildungselite vorbehalten. Die ,Kleine Zeitung' sollte auch für die Armen zugänglich sein." Ziel des Relaunches 2003 war, das statische Erscheinungsbild aufzubrechen. Auf der Titelseite wird mit Poster-Ästhetik gearbeitet, die ein meist schon bekanntes Thema über ein emotionales Bild noch einmal interessant machen soll. Nach dem Motto "Leser auf Augenhöhe" werden diese durch SMS-Abstimmungen und Einsendung aktueller Fotos involviert. (Ende)
Aussender: pressetext.austria
Redakteur: Kristina Sam
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