Schwerin: WASG tritt eigenständig an
Die WASG in Mecklenburg-Vorpommern setzt sich wie der Berliner Verband über den Willen der Bundespartei hinweg und tritt eigenständig zur Landtagswahl im September an. Das beschloss der Landesverband am Samstag bei einer Mitgliederversammlung in Lalendorf bei Güstrow. Ein entsprechender Antrag des Linkspartei-kritischen Landesvorstands wurde zunächst mit 38 gegen 13 Stimmen angenommen.
Wegen fraglicher Mitgliedschaft einiger Anwesender wurde die Abstimmung wiederholt und fiel 30 zu 0 aus. Befürworter einer Zusammenarbeit mit der Linkspartei hatten nicht mehr teilgenommen.
"Bundesvorstand muss handeln"
Die Bundesparteien von Linkspartei.PDS und WASG, die bis 2007 fusionieren wollen, lehnen direkte Konkurrenz bei Wahlen ab. Fritz Schmalzbauer vom WASG-Bundesvorstand, der in Lalendorf bis zuletzt für ein Einlenken geworben hatte, kündigte Konsequenzen an. Er ließ aber offen, ob es zum Ausschluss des gesamten Landesverbandes kommen wird.
"Klar ist aber, dass sie nicht unter der Fahne der WASG zur Wahl antreten können", sagte der aus Bayern stammende Gewerkschafter. Es gebe eine eindeutige Beschlusslage, nicht gegeneinander anzutreten, gestützt auf eine Urabstimmung. "Der Bundesvorstand muss nun handeln, wird aber alle rechtlichen Bedingungen genau prüfen", sagte Schmalzbauer.
Der WASG-Landesverband Berlin hatte bereits im April beschlossen, eigenständig zur Abgeordnetenhauswahl am 17. September anzutreten. In beiden Ländern ist die Linkspartei in Koalitionen mit der SPD an der Landesregierung beteiligt und trifft deshalb auf besondere Kritik der Wahlalternative
Kritik am Kurs der Linkspartei
Das Landesvorstandsmitglied im Nordosten, Norbert Meyer, untermauerte die Kritik am "neoliberalen Kurs" der Linkspartei. Seit acht Jahren trage sie als Regierungspartei in Mecklenburg-Vorpommern eine "Politik des sozialen Kahlschlags" mit. "Und es sieht nicht so aus, als wenn sich daran was ändern sollte." Vorstandssprecher Karsten Dörre warf der Linkspartei vor, sich von ihren ursprünglichen Zielen immer mehr zu entfernen. "Ihr Wahlprogramm ist ein Signal der eigenen Hoffnungslosigkeit."
Die Warnungen des Rostocker WASG-Mitglieds Günther Brock, mit dem separaten Wahlantritt das Projekt einer geeinten und damit stärkeren Linken zu gefährden, fanden bei der Mehrheit der Parteitagsteilnehmer kein Gehör. Auch der Appell Schmalzbauers, landespolitische Erwägungen nicht höher zu bewerten als die Interessen der Bundespartei, gingen in der teilweise tumultartigen Debatte unter.
Im Gegensatz zur Bundestagswahl am 18. September 2005 können in Mecklenburg-Vorpommern WASG-Mitglieder nicht auf der Landesliste der Linkspartei antreten. Das verhindert das Landeswahlgesetz. Nun will die Nordost-WASG, die mit 139 Mitgliedern der bundesweit kleinste Landesverband ist, ihre Kandidatenliste aufstellen und ein Wahlprogramm beschließen. Für den Wahlkampf rechnet sie mit einem Budget von 12.000 Euro, drei Viertel davon sollen aus Spenden aufgebracht werden.
Mit Material von dpa
(ZDF:
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